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„Becoming CoBrA“ in der Mannheimer Kunsthalle
07.02.2023

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Copenhagen, Brüssel und Amsterdam – Die Anfangsbuchstaben dieser drei Städte bilden den Namen einer bedeutenden avantgardistischen KünstlerInnenbewegung des 20. Jahrhunderts: die CoBrA. Die Ausstellung, die aktuell in der Kunsthalle Mannheim gezeigt wird, legt die Anfänge dieser europäischen Künstlerbewegung dar, die bis in die 1930er Jahre zurückreicht.

Eine Gruppe kunstinteressierter ABSOLVENTUM-Mitglieder erhielten an einem Mittwochabend im Januar 2023 eine zweistündige Führung durch die Ausstellung, die sich in drei Teilen über das Erdgeschoss der Kunsthalle erstreckt. Angelehnt an eine Reise durch Dänemark, Belgien und die Niederlande, wo die Gruppe, die zwischen 1948 und 1951 festen Bestand hatte, ihre Ursprünge findet.

Auf den ersten Blick springen den BesucherInnen im Foyer drei übergroße karikative Abbildungen von Pferden ins Auge. Diese sogenannten dreibeinigen Höllenpferde zieren das Cover der „Helhester“, einer Zeitschrift, die das Künstlerkollektiv veröffentlichte. Das namensgebende Höllenpferd entstammt der germanischen Mythologie, hier zeichnet sich bereits die Botschaft hinter den Arbeiten der CoBrA ab: Sie verarbeiten das aktuelle Zeitgeschehen und beschäftigen sich mit den Folgen des Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg, kritisieren die Folgen, mit denen die Bevölkerung kämpft.

Rund 150 Gemälde, Skulpturen, Grafiken Textilarbeiten, Keramiken und Fotografien geben einen Einblick in das Innere der Kunstschaffenden der CoBrA. Die Ausstellung beginnt im ersten Teil mit einer Zeitreise nach Dänemark, wo die Werke an und vor orangefarbenen Wänden platziert sind. Hier finden sich viele tierische Motive, die zumeist tanzend und lachend aufgegriffen werden. Sie verkörpern den Einklang der wiederzuerlangenden, befreiten Natur des Menschen mit seiner Umwelt. Weitere Motive beschäftigen sich mit dem Krieg, wie die „Kriegsmutter“, in deren Hintergrund ein Kriegsbomber Bomben auf die Szenerie fallen lässt. Die Werke verkörpern allesamt einen klaren Widerstand gegen die nationalistische Vorstellung von Kunst. Der erste Teil ist sehr laut, bunt und vor allem die Skulpturen sind spielerisch, was die CoBrA-Gruppe auszeichnet.

Im Kontrast dazu steht der zweite Teil, in dem sich Kunstinteressierte in Belgien, aber auch Frankreich, Deutschland, Schweden, Schottland, Dänemark und der Tschechoslowakei wiederfinden. Hier werden Sprache und Literatur in die Werke eingearbeitet, es hängen an den tiefroten Wänden auch einige schwarz-weiß Fotografien und viele kleinere, postkartengroße Bilder. Viele dieser künstlerischen Werke wurden von Frauen erschaffen, die auch in einer Vielzahl Teil des CoBrA-Kollektivs und teilweise auch mit den Gründern der Gruppe verheiratet waren. Sie packen ihren Alltag in ihre Kunst und malen vieles zu ihrer Mutterrolle. Da Kunst von den Nationalsozialisten unterbunden wurde, gehörten lediglich zwei KünstlerInnen der CoBrA an: Karl Otto Götz und Anneliese Hager. Ihnen ist in der Kunsthalle ein eigener Kubus gewidmet. Angelehnt an den Bauhaus-Stil bietet die Ausstellung auch interaktive Medien, wie den zweiminütigen Kurzfilm „Die Träne“, der auf einem Bildschirm gezeigt wird.

Der dritte Teil der Ausstellung, wir befinden uns jetzt in den Niederlanden in sandfarbenen Räumen, orientiert sich wiederum an amerikanischer und anders europäischer Kunst. Hier findet man Züge expressionistischer und abstrakter Kunst, frei nach dem Motto: Kunst kennt keine Grenzen. Auch der Einfluss von Picasso, mit dem das Kollektiv und viele seiner KünstlerInnen in engem Austausch standen, spiegelt sich in vielen Werken wider.

Das Fazit? Die Kunst der CoBrA ist vielfältig: tragisch, erheiternd, kritisch. Sie steht für Frieden und Völkerverständigung und definieren künstlerische Produktionsweisen neu. Ein großer Dank gilt Frau Dr. Dorothee Höfert, die den Mitgliedern eine tolle Führung durch die Mannheimer Kunsthalle geboten und Details über die Werke nähergebracht hat. Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich definitiv.


Text und Fotos: Michèle Vicart



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