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#successstory: Linn Schöllhorn
21.09.2021

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Lange Zeit war es ihr Traum, Kinderärztin zu werden. Nach ihrem Studium an der Universität Mannheim arbeitete sie in einem internationalen Wirtschaftsunternehmen und heute hilft sie Kindern mit erschwerten Startbedingungen dabei, ihren Platz in dieser Welt zu finden: Unser Mitglied Linn Schöllhorn, Gründerin von Kinderhelden, einem 1:1-Mentoring-Programm für Grundschulkinder. ABSOLVENTUM sprach mit ihr nicht nur über ihren Karriereweg, ihr Herzensprojekt und Erfolgsrezept, sondern auch über die Wichtigkeit und Unverzichtbarkeit von Netzwerken.

Sie kamen im HWS 98/99 nach Mannheim. Was haben Sie studiert?
Das, was heute der BaKuWi ist; damals war das noch der Diplomstudiengang Anglistik mit wirtschaftswissenschaftlicher Qualifikation. Eine Kombination von Sprache und BWL war damals relativ neu und gerade dieses Interdisziplinäre und Ganzheitliche hat mich begeistert. Man lernt, Dinge strategisch anzupacken und bekommt Einblicke in die wirtschaftliche Praxis, ebenso kann man aber auch seine kreative Seite ausleben. Das habe ich nie bereut! Wir waren nur 25 Studierende, weswegen es ein sehr vertrautes Miteinander gab. Nach dem Vordiplom sind wir alle ins englischsprachige Ausland gegangen – ich nach Vermont an ein Liberal Arts College: Mitten im Indian Summer und in den Bergen habe ich creative writing und photography studiert. Das war für mich vor allem deswegen toll, weil mein Studium in Mannheim doch sehr BWL-geprägt war, und dort genau das Gegenteil der Fall war. Bei mir schlagen beide Herzen in der Brust, deswegen war diese Verbindung super.

Was haben Sie neben ihrem Studium gemacht?
In Amerika habe ich mich nebenher bei Big Brothers Big Sisters, einem Mentoring für Kinder und Jugendliche, engagiert. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland habe ich dann die Studienberatung meines Studienganges mit unterstützt. Ich fand es schon immer toll, neben dem Studium noch andere Projekte zu haben, denn die Uni ist wie eine Blase – eine tolle Blase, in der man unheimlich viel lernen kann – aber es gibt eben immer noch die Welt da draußen. Und die Welt da draußen, kann einem nochmals ganz andere Impulse geben. Im Rahmen der Studienberatung hat es mich begeistert, der Uni etwas zurück- und vor allem auch mein Wissen weitergeben zu können. Es hat mir gefallen, die Studierenden zu ermuntern und ihnen zu versichern, dass sie keine Angst davor haben müssen, was nach dem Diplom oder nach dem Magister kommt. Denn wenn man anfängt zu studieren, fragt man sich meistens: „Was mache ich eigentlich damit? Welchen Weg schlage ich ein? Und wo wird mein Platz sein?“ Das Wichtigste ist, dass man sich mutig auf den Weg macht – und dabei Fehler und Erfahrungen sammelt.

Wie sah dieser Weg für Sie aus?
Zunächst wollte ich in die weite Welt hinaus und vor allem in die Wirtschaft. Ich habe bei dem amerikanischen Hydraulikunternehmen Parker Hannifin im Marketing für den europäischen Markt gearbeitet und fand es sehr spannend, dass ich ein großes Unternehmen kennen lernen und vieles aus dem Studium dort einfließen lassen konnte. Gleichzeitig war da aber ja noch dieses andere Herz in meiner Brust. Als Big Brothers Big Sisters damals begonnen hat, in Deutschland Fuß zu fassen und jemanden für die Leitung in der Rhein-Neckar-Region gesucht hat, wusste ich: Das ist meine Stelle! Man studiert, macht seinen Abschluss, arbeitet hier und da – und plötzlich erkennt man, dass einen das Leben genau hier hingeführt hat. Und das ist exakt das, was ich auch in der Studienberatung immer gepredigt habe: Das Leben fädelt sich ein, die richtigen Dinge kommen zu uns – man muss nur die Schritte machen und sie wagen.

War die Gründung von Kinderhelden ein solcher Schritt?
Auf jeden Fall! Als Big Brothers Big Sisters seine Arbeit in Deutschland beendet hat, haben mich alle damaligen PartnerInnen gefragt: Warum machen Sie nicht einfach selbst weiter? Mein Mann hat mir zu diesem Zeitpunkt geraten es zu tun, wenn ich mir selbst erlaube, unter Umständen zu scheitern. Es ist so wichtig, dass wir Fehler machen, sie uns eingestehen und sogar scheitern dürfen. Denn wenn wir es nicht versuchen, dann sind wir schon gescheitert. Daher habe ich gemeinsam mit einem Kollegen eine Ausgründung vorgenommen und Kinderhelden war geboren; fast zeitgleich mit meiner Tochter. Wenn man mich früher gefragt hätte, ob ich einmal gründen würde, ob ich Geschäftsführerin werden würde – ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie ich das schaffen soll!

Aber Sie haben es geschafft!
Ja, aber ich könnte meine Arbeit nicht machen, hätte ich nicht so viele großartige Menschen an meiner Seite. Ich fühle mich unglaublich privilegiert, dass sie so sehr an die Idee glauben wie ich. Denn als spendenbasiertes Unternehmen brauchen wir Spendengelder und natürlich ehrenamtliche MentorenInnen – ohne Menschen, die sich gemeinsam mit mir einsetzen, habe ich eigentlich Nichts. Ich bin keine Chemikerin, die mit Formeln arbeitet und keine Programmiererin, die im Alleingang tolle Programme programmiert. Um das alles umzusetzen, brauche ich ein „Wir“. Dieses „Wir“ hat es geschafft, dass wir inzwischen von 6 auf fast 20 MitarbeiterInnen gewachsen sind und nicht mehr nur 350, sondern fast 1.200 Kinder fördern. Kinderhelden wird außerdem von der Uni Mannheim gefördert – wir setzen zusammen mit dem Dekanat BWL das Uni-Cleverlinge² Projekt um und es auch einfach fantastisch, wie zahlreiche ProfessorInnen und DozentInnen uns bei diesem dabei unterstützen, MentorInnen zu finden, indem sie zum Beispiel in Ihren Veranstaltungen Werbung dafür machen. Unterstützt werden wir außerdem von der SAP, der Dietmar Hopp Stiftung, der Stadt Mannheim, dem SV Waldhof und damit Bernd Beetz; mittlerweile haben wir auch mit der BASF/MRN ein Projekt – wir alle glauben an die Idee. Und genau dieses „Wir“ ist so wichtig! Das „Wir“ ist nicht zu (s)toppen. Und dafür braucht man Netzwerke wie zum Beispiel ABSOLVENTUM.

Was schätzen Sie an ABSOLVENTUM besonders?
Ich finde es toll, dass man bei ABSOLVENTUM von eben diesem „Wir“ profitieren und dieses stärken kann. Früher gab es den Dorfbrunnen, an dem jede Person eines Dorfs oder einer Stadt Wasser holen musste. Dort kam man von allein mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch, wodurch automatisch Austausch stattfand und Synergien entstanden. Jetzt sind wir in jedem Bereich derart spezialisiert, dass diese Synergien nicht mehr oder nur selten zufällig stattfinden. Netzwerke wie ABSOLVENTUM oder auch Kinderhelden, bei denen Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammenkommen, um ihr Wissen zu teilen und gleichzeitig auch ein Stück weit selbst die Augen geöffnet bekommen – womit diese Systematisierung des Zufalls unterstützt wird – finde ich absolut lohnenswert! Das finde ich bei ABSOLVENTUM so klasse: Dass man motiviert wird – und es einem leicht gemacht wird, weiter zu denken.

Wie genau nutzten Sie unser Netzwerk?
ABSOLVENTUM stellt immer wieder Aufrufe für Kinderhelden oder auch unsere Stellenanzeigen online: Aktuell suchen wir zum Beispiel neue MentorInnen für 80 Kinder und haben durch euer Stellenportal und euren Newsletter die Möglichkeit, eine/n MitarbeiterIn für unsere Marketing-Stelle zu finden. Das heißt, ich kann das Netzwerk nutzen, um mein Herzensprojekt, das ich ja nur mithilfe von KooperationspartnerInnen umsetzen kann, voranzubringen und weiter zu verbreiten. Das ist sehr wertvoll! Durch die verschiedenen Veranstaltungen kann man sich auch privat mit den verschiedensten Menschen verknüpfen und man weiß trotzdem: Wir haben bereits jetzt einen gemeinsamen Nenner und das ist die Uni Mannheim.

Eine Frage zum Abschluss: In welchen Momenten wird Ihnen besonders klar, dass sie ihren Job lieben?
Wenn wir Kindern durch das Mentoring neue Perspektiven und vor allem Selbstvertrauen geben können und ihnen ihr eigenes Potential aufzeigen. Wenn wir ihnen zeigen: Du kannst so viel mehr, wenn du an dich selbst glaubst! Dabei erlebt man auch die eigene Selbstwirksamkeit, da man die Erfolge sehr schnell sehen kann, weil alles viel kleiner und überschaubarer ist. Deshalb kann ich auch jedem/r nur empfehlen bei uns mitzumachen – man bekommt wirklich viel zurück! Diese Erfüllung, die ich bei der Arbeit mit Kindern spüre, ist einfach toll. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich mich auch noch noch in 40 Jahren mit meinem Rollator, der voller Flyer ist, die Werbetrommel für Kinderhelden rühren und unsere Idee weiter in die Welt tragen.

Vielen Dank an Frau Schöllhorn für dieses schöne und interessante Interview!

Text: Selina Supper
Foto: Christian Haas

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